Maritta Strasser, Bundesgeschäftsführerin der NaturFreunde Deutschlands wendet sich mit folgender Botschaft an die Ortsgruppen.
Beim Bundeskongress der NaturFreunde vom 25. – 27. April 2025 in Kaiserslautern wurde u.a. auch ein grundlegender Antrag zum Thema Frieden beschlossen. Damit hat es sich der Verband zur Aufgabe gemacht, die Bildungsarbeit zu diesem Thema zu stärken. Er will so Wege zu einer Welt aufzuzeigen, in der weniger Rüstung und Krieg das Geschehen dominieren, und es dafür mehr Dialog, Abrüstung und internationale Zusammenarbeit gibt. Im Augenblick ist das Gegenteil der Fall. Mit dem Angriff der USA auf militärische Ziele im Iran und mit der Entscheidung der NATO, das Aufrüstungsziel auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts anzuheben, dominieren heute deprimierende Neuigkeiten die Nachrichten.
Wie soll auf diesem Weg Frieden erreicht werden, hören wir Journalisten die Expert:innen und Politiker:innen fragen. Die Antwort von Yannick Kiesel (Stellv. Bundesvorsitzender) und Michael Müller(Bundesvorsitzender) ist: Gar nicht, denn es ist der falsche Weg….
Mit den folgenden Gedanken und Zitaten von Yannick und Michael, sowie aus dem Antrag zum Thema Frieden auf dem Bundeskongress, möchten wir zum Mitdenken, zum Diskurs und zum gemeinsamen Handeln für den Frieden anregen:
- Ukrainekrieg und Krieg im Nahen Osten als hochgefährliche Katalysatoren für einen Weltordnungskrieg, für Hochrüstung und militärische Ideologie, für Sozial- und Demokratieabbau durch ökonomische und politische Eliten und für die Verschärfung der globalen Ungleichheit.
Dagegen fordern Yannick und Michael: Über alle ideologischen Systeme und politischen Grenzen hinweg muss für den Frieden als Substanz des Moralischen und der Humanität gestritten werden. Krieg und Gewalt muss als Verbrechen an der Menschlichkeit verurteilt werden. Die Weiterentwicklung des Völkerrechts und der Menschenrechte nach dem Zweiten Weltkrieg sehen NaturFreunde als bedeutenden Fortschritt, den es ohne wenn und aber zu verteidigen gilt. - Ukrainekrieg als Treiber für Hochrüstung vor allem in Europa: In Deutschland soll für Aufrüstung eine Summe entsprechend der jährlichen Summe für Innovationen, Verbesserung der Infrastruktur und Modernisierung der Volkswirtschaft ausgegeben werden. Woher sollen dann aber die notwendigen Mittel für Wohnungsbau, Sozialleistungen und Klimaschutz kommen?
- Kriege betreffen vor allem ärmere Schichten, sie verbinden auf grausame Weise Tod, Zerstörung und Ungerechtigkeit. Krieg ist vor allem seit der Industrialisierung der Kriege für die betroffenen Menschen zur Hölle geworden. Yannick und Michael zitieren dazu die Washington Post: Der Krieg führt dazu, dass er immer brutaler und kostspieliger wird und sich Block für Block durch ukrainische Ortschaften zieht.
- Krieg als Krieg bis zur Erschöpfung, Yannick und Michael zitieren die New York Times dazu: Waffen werden keinen Frieden bringen. Die Ukraine kann Russland militärisch nicht besiegen, wenn die Nato nicht in den Krieg eingreift. Dann aber kommt es zu einem großen Krieg.
- Deutschland als vorrangiges Kriegsziel: Stationierung von US-amerikanischen Mittelstreckenraketen wie den Dark Eagles (Flugzeit von Süddeutschland nach Moskau ca. 10 Min.), die zur Enthauptung des Gegners führen sollen. Wen trifft dann der Gegenschlag, wenn die Enthauptung nicht vollständig gelingt?
Entspannungspolitik ist aus der Sicht der NaturFreunde keinesfalls überholt. Aus der Erst- und Zweitschlagfähigkeit der Gegner ergibt sich im Atomzeitalter das immer noch sehr aktuelle Ziel der Gemeinsamen Sicherheit. Unabhängig von unterschiedlichen Interessen, Systemen und Ideologien liegt es im existenziellen Interesse der Überlebensfähigkeit. Es ist eng verbunden mit dem Ziel der Nord-Süd-Solidarität und dem Ziel der Nachhaltigkeit. In einer zusammen gewachsenen Welt können die globalen Herausforderungen nur gemeinsam gelöst werden. Nachhaltigkeit ist ohne gemeinsame Sicherheit und Nord-Süd-Solidarität nicht zu erreichen; Gemeinsame Sicherheit braucht Nord-Süd-Solidarität und Nachhaltigkeit; Nord-Süd-Solidarität erfordert Nachhaltigkeit und Gemeinsame Sicherheit.
Hier geht es zum gesamten Artikel von Michael und Yannick.